›Set this House in Order‹ ist eine Ausstellung in Progress, in der die Künstler_innen Annja Krautgasser, Claudia Larcher und Bern Oppl in einzelnen aufeinander folgenden und sich ergänzenden Präsentationen in Austausch treten. Die Künstler_innen beschäftigen sich mit architektonischen, psychologischen sowie sozialen Räumen, die in den neuen Räumlichkeiten des Neuen Kunstverein Wien kontextualisiert werden. Der Titel der Ausstellung, der auf eine literarische Quelle aus Krautgassers neu produzierter performativen Installation Rollenszenenverweist, stammt von dem Kriminalroman ›Ich und die Anderen‹ (engl. OT ›Set this House in Order‹) von Matt Ruff, in der die Geschichte eines Mannes erzählt wird, der an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet.
mehr lesenDie Künstlerin Annja Krautgasser setzt sich seit einigen Jahren mit, wie sie selbst sagt, Randbereichen ›gesellschaftlicher Angst‹ auseinander. Aus einer Recherche für eine geplante Langfilmproduktion entstanden die essayistischen Filme Wald- und Dachszenen. Beide Videoarbeiten bilden ein Konglomerat aus dokumentarischem Material, das sie mit Filmzitaten verknüpfte, die meist von Laiendarsteller_innen reinszeniert bzw. nachgestellt werden. Dabei sucht sie in ihrer performativen Arbeit nach dem hier und jetzt — inszeniert, dokumentiert und integriert in das Setting einer Filmproduktion.
In dem für die Ausstellung konzipierten Statement; bzw. Drehbuch geht es ihr um die Frage nach Wahrheit, Manipulation und Perspektive innerhalb unserer heutigen Gesellschaft: Um die eigene Positionierung bzw. Rollenzuschreibung, um Grenzziehungen zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und um die Vereinnahmung durch soziale und mediale Strukturen. Annja Krautgasser schreibt zu ihrem Projekt im NKW: ›Die Einbindung einer Performance in ein Filmset und die damit verbundene Gegenüberstellung von Subjektivität vs. Reflexivität ist für mich eine spannende inhaltliche als auch formale Weiterentwicklung meiner Filmarbeit.‹ Das entstehende Filmmaterial versteht sich als Dokumentation und Selbstreflexion einer künstlerischen Verortung und bildet mit Rollenszenen den dritter Teil der bereits erwähnten Szenen-Reihe.
In Rollenszene geht es im weitesten Sinn um die Positionierung der eigenen Person innerhalb eines unbekannten Systems und um die Frage des Ist-Zustandes und seiner/ihrer Zukunftsperspektive. Dieser performative Akt entwickelt sowohl Bezüge zu Fragen der Einflussnahme und des Ausgeliefertseins als auch zu Fragen seiner wissenschaftlichen Reproduktion. So werden film- und kunstgeschichtliches Referenzen in die Handlung einbezogen: eingebundene Inszenierungen sprechen das Wissen um das Unbekannte an und verweisen auf vorliegende Quellen.
Eine weitere Ebene untersucht den kontextualisierten Raum des Neuen Kunstverein Wien. Der Ausstellungsraum verwandelt sich zu einer Bühne, die den Blick auf die Inszenierung schärft. Bezüge zwischen Raum, Darsteller_innen und Publikum skizzieren die Ambivalenz von Realität und Fiktion (Produktion), von Öffentlichkeit und Individualität, aber auch von Repräsentanz und
Vermittlung.
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