Alejandro Vidal, Ryszard Wasko

A Farewell to Arms

Alejandro Vidal, Ryszard Wasko

A Farewell to Arms

Ausstellung

6 Feb –28 Feb 2015

Eröffnung

5 Feb 19:00

Kuratiert von

Cornelis van Almsick und Kasia Matt-Uszynska

Ort

Hochhaus Herrengasse 6–8, 1010 Wien

Dank an

Hochhaus Herrengasse Wien

Fotografie

Julius Unterberger

Das Gedicht mit dem Titel ›A Farewell to Arms‹ des Engländers George Peele handelt von der Loyalität eines alternden Ritters gegenüber seiner Königin. In seinem 1929 erschienenen gleichnamigen Erfolgsroman erzählt Ernst Hemingway hingegen von Henry Barkley, der sich aus Liebe zur Krankenschwester Catherine vom Krieg abwendet. Hemingway konterkariert die Grauen des Krieges des ersten Weltkriegs mit einer ergreifenden Liebesgeschichte, eine Absage an Krieg und Gewalt.

Der Titel ist Ausgangspunkt der Gegenüberstellung von Alejandro Vidal und Ryszard Waśko, die sich beide nicht nur mit nationaler Identität und deren Konfliktpotential beschäftigen, sondern die ebenso soziale und religiöse Abgrenzung und deren Ausdruck in der Alltagskultur thematisieren. Die Bezeichnung ›Der Dschungel‹ wird einerseits in unserer Wahrnehmung mit einem menschenleeren Paradies, der reinen Natur in Verbindung gebracht, andererseits versteht man unter dem Gesetz des Dschungels einen Ort, wo das Recht des Stärkeren herrscht. So zeigt uns Vidal in seiner Serie ›Paradise of Exception‹ eine Dschungellandschaft voll wilder, undurchdringlicher Vegetation mit Palmen und Strand, eine Atmosphäre von Natürlichkeit und Frieden.

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Doch nicht nur das Schwarz-Weiß des Drucks der Arbeiten irritiert und lässt innehalten. Die Drucke basieren auf Reproduktionen von Abbildungen, die Vidal Feldhandbüchern der amerikanischen Armee entnommen hat. Büchern, die den Soldaten als Leitsystem für den Kampf um das Überleben im Dschungel dienten. Der Dschungel und seine Dichotomie zwischen Romantik und Gefahr, zwischen Farbe und schwarz-weiß finden ihren Ausdruck in der imaginären Welt der Bildvorlagen aus Milit.rhandbüchern.

Auch Vidals Videoinstallation ›Firestorm‹ spielt mit Zweideutigkeiten. Zu sehen ist eine scheinbar endlose Aneinanderreihung von farbenprächtigen Feuerwerken, deren Klang sich parallel zu dessen Abbild entfaltet. Je länger man jedoch zuhört, desto mehr ergeben sich Abweichungen: Zu hören sind: Kriegsgeräusche und Explosionen aus einem unbekannten Kampf.

Dem in der während des Golfkrieges verlassenen irakischen Botschaft in Ost-Berlin gefundenem Briefpapier entnahm Vidal den Satz in englisch: ›Trough your search for your Enemies you will not find them‹, den er nunmehr in einer in situ Arbeit auf die Wände des Ausstellungsraumes auftrug.

Ryszard Waśko arbeitete bereits in den 70 er Jahren mit visuellen Medien wie Film, Fotografie und Video. In seinen konzeptuellen, medienreflexiven Arbeiten ließ er nicht nur die Grenzen zwischen den künstlerischen Gattungen hinter sich, sondern brachte auch immer wieder naturwissenschaftliche, mathematische Methoden in seine Arbeit ein.
So orientierte sich der Schnitt seiner Filme und die Gestaltung seiner Fotografien an mathematisch-geometrischen Prinzipien.

In der im Jahr 1977 entstandenen Arbeit ›Hypothetical Photography‹ fügte er eine schwarz- weiße Straßenabbildung in ein Koordinatensytem ein und übersetzte sie in seinen Zeichnungen in ein graphisches Schema, eine Bearbeitung der Fotografie, die ihn letztlich zu einer einzigen geraden Linie führt. 1987 greift Waśko für seine Arbeit ›Hypothetical Checkpoint Charlie‹ auf diese Idee zurück. In einem mathematisch geometrischen Analytischen und destruktivem Prozess löst er die fotografische Abbildung des ›Checkpoint Charlie‹ in seinen Zeichnungen auf, bis das Objekt wiederum in geraden Linien verschwindet.

Die Arbeit ›Hypothetical Checkpoint Charlie‹ kündet bereits 1987 von der Auflösung eines obsoleten Monuments des Kalten Krieges, in dem Gewalt, Aggression und Unterdrückung für alle Zeiten in Beton gegossen schienen. Am 10. November 1989 fotografierte Waśko noch einmal den nunmehr offenen Checkpoint Charlie und vereinte die Photographien und Zeichnungen zu der in der Ausstellung gezeigten Installation.

In seiner Arbeit ›No-man’s Land Flags‹ aus dem Jahr 1997präsentiert er aus verschiedenen Farben und Formen gebildeten imaginären Fahnen und thematisiert damit die künstliche und oft gewillkürte Konstruktion nationaler Identitäten.

Die Räumlichkeiten des Ausstellungsraumes, einer alten Wohnung, in dessen Wände Geschichte geschrieben zu sein scheint, verleihen der Ausstellung eine Atmosphäre eines verlassenen Ortes, eines Ortes wie wir ihn von Bildern aus Zonen des Krieges und der Gewalt kennen.

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