Ellen Cantor

Madame Bovary’s Revenge

Ellen Cantor

Madame Bovary’s Revenge

Ausstellung

21 Sep –25 Sep 2016

Eröffnung

20 Sep 2016, 18:00

Kuratiert von

Synne Genzmer

Ort

Parallel Vienna, Raum 2.44, 1010 Wien

Dank an

Ursula Blickle Video Archiv, Belvedere 21

Fotografie

Parallel Vienna

Die Frau, die Liebe, die Lust: Ellen Cantors Madame Bovary’s Revenge spricht über Sexualität und Romantik, aber auch über den Zwang gesellschaftlich vorgegebener Geschlechterrollen und über mediale Bilder, die ein Sosein weiblicher Identität vorschreiben.

In ihrer ersten Filmarbeit erzählt die Künstlerin eine Liebesgeschichte, indem sie auf drei Frauenfiguren Bezug nimmt, die für den Ausbruch aus moralischen Konventionen und für sexuelles Vergnügen stehen: Flauberts Madame Bovary, die Mitte des 19. Jahrhunderts revolutionär war, weil sie sich den Ansprüchen an eine treue Ehefrau widersetzte. Jeanne, gespielt von Jeanne Moreau, die sich in Louis Malles Les Amants 1958 einer außerehelichen Liebesnacht hingibt. Und schließlich Gloria, gespielt von Marilyn Chambers, die im Pornoklassiker Behind the Green Door 1972 noch im normalen Kino zusehen war.

mehr lesen

Durch die für das klassische Kino unübliche Verschränkung von hollywoodesker Andeutung und expliziten Bildern fügt Cantor in ihrer filmischen Darstellung einer romantischen Begegnung die körperliche Komponente hinzu. Das Bekenntnis der Künstlerin ›My perversion is the believe in true love‹ meint nicht nur eine Sehnsucht oder Intensität, sondern verweist auch auf ihre grundsätzlich repräsentationskritische Haltung (›Don’t trust the image‹). Cantor konterkariert medial und kulturell vermittelte Weiblichkeitskonzepte, um weibliche Identität von Klischees zu befreien und neue Formen zu finden, die einen direkten, freien Selbstausdrucks einschließen.

Ellen Cantor, geboren 1961 in Detroit, Michigan, gestorben 2013 in New York, hat in London und New York gelebt und gearbeitet. In den 1980er und frühen 1990er Jahren arbeitete sie vor allem in den Medien Malerei und Skulptur, bevor sie mit Videoarbeiten und Zeichnungen bekannt wurde. Sie entwickelte eine einzigartige Erzählweise, die narrative fantastische Elemente mit poetisch verspielten Notizen, Versatzstücken aus Film- und Kulturgeschichte sowie Bildern der Massenkultur verbindet, um die Themen Liebe, Sexualität, Psychologie und Politik künstlerisch auszuloten. Ihre Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Der Neue Kunstverein Wien zeigt Anfang 2017 eine Filmretrospektive mit Arbeiten der Künstlerin von 1995 bis 2016.

weniger lesen
Weitere Ausstellungen
Markus Hanakam & Roswita Schuller
Die acht Schätze – 八宝