Hoch hinaus! Wysoko w góre!

Tomasz Kowalski, Marzena Nowak, Marcin Zarzeka

Hoch hinaus! Wysoko w góre!

Tomasz Kowalski, Marzena Nowak, Marcin Zarzeka

Ausstellung

7 Mar – 10 Apr 2014

Eröffnung

6 Mar 19:00

Kuratiert von

Cornelis van Almsick und Kasia Matt-Uszynska

Ort

Hochhaus Herrengasse 6–8, 1010 Wien

Dank an

Hochhaus Herrengasse Wien

Fotografie

© Neuer Kunstverein Wien

Die Ausstellung bringt die drei polnischen Künstler Tomasz Kowalski, Marzena Nowak und Marcin Zarzeka zusammen. Es ist bereits die 2. Ausstellung einer Reihe, in der sich Künstler mit der zeitlichen und räumlichen Dimension des Hochhauses beschäftigen. Das erste Hochhaus im Zentrum Wiens wurde zum modernistischen Signet der 30er, das den Lebensstil und das Lebensgefühl des modernen Menschen repräsentierte. ›Hoch Hinaus! | Wysoko w górę!‹ ist eine Ausstellung, die nicht nur die Arbeitsweisen der Künstler miteinander in Bezug setzt, sondern auch den Ausstellungsraum, dessen Geschichte und die örtlichen Begebenheiten mit einbezieht.

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Tomasz Kowalskis ist 1984 in Szczebrzeszyn, Polen geboren. Seine Motive und Figuren erinnern an den Danse Macabre und reihen sich in die Geschichte der europäischen Malerei seit Pieter Brueghel ein. Totentänze und Scharaden waren Ausgangspunkt für die Entdeckung neuer, irrealer Welten, die sich schließlich im 20. Jahrhundert zu surrealistischen Körpern verdichteten wie in Pierre Klossowskis lustvollen Gewaltszenarien oder Hans Bellmers zerrissenen und verqueren Gliedmaßen.In Kowalskis Arbeiten verliert sich die Gewalt der surrealistischen Rekonstruktionen des letzten Jahrhunderts in Texturen, Materialen und Staffagen. In seiner Zeichnung ›Pocztówka/ Postcard‹ von 2013 sieht man zwei Gefängniswärter und drei Insassen. Die Struktur der Postkarte, die Linien für Text und Adressat dienen auch der Zeichnung als Grundstruktur. Auf spielerische Weise trennen sich so die zwei Welten zwischen Freiheit und Gefängnis, zwischen Sender und Adressat oder zwischen Reise und vielleicht Stillstand. Ein Wort, das zu Zeiten des eisernen Vorhangs existentiell Bedeutung hatte fällt einem ein: Reisefreiheit.

Marzena Nowak ist 1977 Piaseczno geboren und lebt und arbeitet in Warschau. Nowaks Skulpturen — Teppichreste und leicht wirkende Spielzeuge aus Eisen (Bälle, Hula Hoop Reifen ,Springseile) — sind verfremdete Bruchstücke der Vergangenheit. Sie agieren als Stellvertreter emotional aufgeladener Erlebnismomente ihrer vom sozialistischen Alltag in Polen geprägten Kindheit. In der Betrachtung evozieren sie Formen des kindlichen Weltbezugs, der weniger vom Distanzsinn des Sehens, sondern vom Rückbezug auf die Sinnlichkeit des eigenen Körpers geprägt ist. In ihrer Videoinstallation und Objekten verbindet Marzena Nowak ihre Autobiografie mit der Erinnerung an die Zeit der Sozialbauten der 70er Jahre in Polen. Dabei nimmt sie Anklänge an der Theorie des finnischen Architekten Juhani Pallasmaa , die die Rolle des Körpers und der Sinne bei der Wahrnehmung von Architektur betont. In seinen Gedanken weist Pallasmaa nicht nur auf den Sinn des Sehens ,sondern auch auf die Bedeutung aller übrigen fünf Sinne hin und zeigt gleichzeitig einen Weg in Richtung einer multisensorischen Architektur auf, welche ein Gefühl von Zugehörigkeit und Integration ermöglicht.

Marcin Zarzeka, geboren 1985 in Elblag in Polen, hat Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien studiert. Zunächst bei Amelie von Wulffen, später bei Birgit Megerle. Zarzekas Arbeiten sind meist minimalistische Wandarbeiten. Für ihre Konstruktion nutzt er in der Regel Schaumstoffplatten für den Bau von Architekturmodellen, doppelseitiges Klebeband und stark reflektierendes Glas. Bezüglich des Mediums, ist sein Werk nicht immer einfach zu bestimmen, da Zarzeka schon Aquarelle, Falttechniken und Zeichnungen oder sogar die Malerei eines befreundeten Künstlers (Adrian Buschmann) in seine Werke ›eingebaut‹ hat und somit immer wieder versucht hat, die Beziehung zwischen Malerei, Rahmen und Struktur aufzulösen bzw. sein künstlerisches Interesse darauf ausrichtet, die Beziehung zwischen Präsentation und Werk an sich zu hinterfragen. Die hier ausgestellten Arbeiten ›Spanischer Stall‹ und ›Palais Kinsky‹ stehen in Verbindung mit den grossen Fensterflächen des Ausstellungsraums. Raumhoch sind diese Ausdruck einer moderner Architektur. Zarzekas Arbeiten hingegen zeigen die Fenster-Proportionen aus älteren Epochen der Architekturgeschichte. Einer Geschichte, deren Präsenz nach wie vor den ersten Wiener Bezirk dominiert. Barock bis Historismus sind hier präsenter als die architektonische Moderne. Eine Kontroverse über hohe Häuser, die während des Baus des ersten Hochhauses in der Herrengasse in den dreisiger Jahren ihren Anfang nahm und heute den Weltkulturerbe Status Wiens bedroht.

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Ich habe nichts zu sagen. Nur zu zeigen.