James Beckett

The Sawmill of My Friend Andre’s Grandmother

James Beckett

The Sawmill of My Friend Andre’s Grandmother

Ausstellung

21 Apr – 26 Mai 2011

Eröffnung

20 Apr 19:00

Ort

Bauernmarkt 9, 1010 Wien

Fotografie

Mario Blum, Wilfried Vetter

James Beckett arbeitet an der Schnittstelle zwischen Konzeptkunst, Soundart und experimenteller Musik. Dabei oszillieren seine installativen Arbeiten zwischen Erinnerung, Geschichte und Dokumentation und nehmen dabei oft die Form von Archiven aus musealisierten Versatzstücken sich verändernder Realitäten an. So lassen uns seine Arbeiten an Fragmenten von Geschichte, Geschichten und Biographien teilhaben.

In der letzten Zeit interessierten Beckett, vor allem, die ökonomisch-demographischen sowie kulturellen Entwicklungen bestimmter Orte und Landschaften als Folge des industriellen Fortschritts, sei es in Polen, Deutschland, Italien oder Portugal.Im Mittelpunkt seines in Portugal entstandenen Projektes, das vom 22. April bis 26. Mai 2011 im Neuen Kunstverein Wien zu sehen sein wird, steht die heruntergekommene Sägemühle im Zentrum von Lissabon, das lang geführte Familienunternehmen seines Freundes André Avelãs. Das frühere lebhafte und rege Zentrum für die Verarbeitung und den Handel eines exotischen Laubholzes befindet sich seit mehr als zwei Dekaden in einer stetig zunehmenden Rezession. Beckett interessiert dabei der Verfall manufaktureller Produktion und Tradition, die auch mit Auflösung früherer menschlichen Strukturen, Arbeitsweisen und Beziehungen verbunden ist und mit der sich rasant entwickelnden Standardisierung und Globalisierung einher geht.

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Beckett schafft hier eine Serie von biographischen und materiellen Porträts, in dem er sowohl vor Ort gefundene als auch selbst geschaffene Objekte präsentiert. Dem technischen Werk und den Arbeitsgeräten der Sägemühle stellt er die Arbeit der dort tätigen Menschen gegenüber.Unter den Zeichen von Funktion, Arbeit, Subjekt und Objekt wird die Sägemühle zum Symbol für das menschliche und technische Dasein. Das verkommene, verrottete Holz steht hier einerseits für dessen Vergänglichkeit und Formbarkeit und gleichzeitig für die technische Präzision dieses Handwerks.

Neben der Arbeit ›Façade Portraits‹, in der Beckett in Stapeln geformte, geordnete und angefaulte Holzbretter, zu künstlerischen Objekten transformiert, stellt er in den mobilen Vitrinen Maschinenteile aus. Den abstrakten Formen des alten Holzes kommt dabei eine Art Harmonie als Ausdruck einer geradezu übermenschlichen Ordnung zu, die im Gegensatz zum chaotischen Umfeld des Sägewerks steht. In der Anordnung der Objekte spiegelt sich Interesse für die Strukturen und Formen des technischen Werkes wider. Die zwei Heiligenschreine, die jeweils einen Kanister beinhalten und die grellen Männeruhren ergänzen die Installation. Die daraus entstandene Installation wird zur einer Art Bibliothek bzw. einem geordneten Archiv aus Biographie und technischem Handwerk, das Leben und Arbeit als Einheit verbindet.

Zur Eröffnung der Ausstellung findet eine Performance von James Beckett und seinem Freund André Avelãs statt. Mit ihrem Interesse für Sound, zwischen Dissonanz und herkömmlichen Melodie, bewegen sie sich an der Grenze zwischen den Klängen der Volksmusik und jenen des westlichen Minimalismus.

James Beckett, geb. 1977, Harare, Simbabwe, lebt und arbeitet in Amsterdam, Niederlande.

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