Mladen Bizumic, Andreas Fogarasi

180°

Mladen Bizumic, Andreas Fogarasi

180°

Ausstellung

11 Sep –31 Okt 2012

Eröffnung

10 Sep 19:00

Ort

Hochhaus Herrengasse 6–8, 1010 Wien

Dank an

Georg Kargl Fine Arts, Hochhaus Herrengasse Wien

Fotografie

Birgit Graschopf

Nach dem Verlassen der Räumlichkeiten am Bauernmarkt 9, ist der Neuer Kunstverein Wien mit der kommenden Ausstellung 180° mit Mladen Bizumic und Andreas Fogarasi zu Gast im Hochhaus in der Herrengasse 6-8, 1010 Wien. Die beiden Künstler beschäftigen sich mit dem Gebäude des Hochhauses, dem modernistischen Merkmal Wiens der 30er, ein Bau, der New Yorker Lebensstil und -gefühl in Wien repräsentierte.

Andreas Fogarasi beschäftigt sich in seinen räumlichen Interventionen, Objekten, typographischen Untersuchungen und Videoarbeiten mit der Bildwerdung von kulturellen Orten und Objekten. Mit welchem ›Image‹ versucht ein Ort, eine Stadt, eine Marke oder eine Landschaft den Leser, bzw. den Konsumenten zu erreichen? Auch in der Ausstellung 180° geht es um die Entwicklung und die Veränderungen von Stadträumen, deren Wahrnehmungsbedingungen und die damit verbundene Transformationsprozesse urbanen Lebens, um das Verhältnis von Bild, Erinnerung, Geschichte und Archiv.

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In der Ausstellung zeigt Fogarasi seine Installation ›Public Brands – Amtshaus der Stadt Wien‹, 2004 ein Zylinder, auf dessen fotographischer Folie ein Amtshaus der Stadt Wien, durch dessen Fenster und daruf plaziertem Logo ein Stadtpanorama zu sehen ist; daneben stellt er eine neue Arbeit, in der sich das verzerrte Bild der Umgebung mit der Aussicht des Ausstellungsraumes spiegelt. Beide Arbeiten werden vor dem Wienpanorama des Ausblicks platziert. Die Eleganz und Kühlheit dieser auf dünnen Draht gehängten Rauminstallation, die mit der Hochglanzästhetik kommerzieller Imagebroschüren spielt, setzt er in Kontrast mit der Rohheit der Wände des Ausstellungsraumes, die wiederum das Konstruktionsmaterial des Baus enthüllen. Zudem installiert Andreas Fogarasi einen quasi im Raum schwebenden Postkartenhalter, den er mit einem Marmorstück im Postkastenformat versieht.Die Postkarte ist die Arbeitsgrundlage für die speziell für dieses Projekt entwickelte Installation ebenso wie für Collagen von Mladen Bizumic.

Mladen Bizumic verwendet für seine Arbeiten unterschiedliche Medien, seien es Installationen, Projektionen oder skulpturale Werke. Auch in der Ausstellung im Hochhaus bezieht er sich auf die für ihn wichtige Faktoren wie den Ausstellungsort, dessen Architektur und Geschichte, Ausstellungsumfeld, – voraussetzungen und – dauer. Entscheidend für ihn ist eine immer wirksame Wechselwirkung zwischen dem Werk und der Ausstellung, ihre Inhalt und Kontext. Für seine Collagen verwendet er oft Material, das bereits eine anderen Funktion hatte, wie Buchillustrationen, archtiektonische Portfolios bzw. wie in diesem Fall bereits versandte alte Postkarten mit der Abbildung des Hochhauses.

Mladen Bizumic reflektiert die Architektur und Geschichte des Hochhauses, in dem er die von ihm gesammelten alten Ansichtskarten aus den Jahren 1930-1950 auf großflächige, verglaste Tableaux anbringt. In den in den Farben der Moderne Rot, Gelb und Blau gestalteten Arbeiten spiegelt sich der Ausstellungsraum im Hochhaus und die beeindruckende Ausblicke auf Wien wieder. Mladen Bizumic thematisiert das Verhältnis von Zeit und Raum, in dem er die historischen Ansichten, die Geschichte des Hauses gleichsam an ihren realen Ort zurückkehren lässt.

Die phänomenale Aussicht des Ausstellungsraumes, der sich im 13. Stockwerk befindet, korrespondiert mit den schönen Ansichten der Postkarten. Die Ausweitung des Ausstellungsraumes durch die Agglomeration an Aussichten und Ansichten unterstreicht Bizumic durch eine unsichtbare Projektion, in der er die Ansichten auf die Fensterflächen projiziert und in der Weite verschwinden lässt.Die Ausstellung 180° ist ein Treffen zweier künstlerischer Praktiken mit unterschiedlichen Ansätzen aber gleichem Anliegen, sich künstlerisch mit der zeitlichen und räumlichen Dimension eines Ortes auseinander zu setzen. Diese Dualität vollzieht sich im Ausstellungsraum, der sich in zwei Hälften — die Panoramafester und die Wände teilt.

Die ursprünglich aufgetragenen drei Tapetenschichten wurden auf Wunsch der Künstler abgenommen, um ein Stück der Geschichte des Gebäudes zu enthüllen, die in den Löchern, Verputz und Farbresten, Holzteilen und dem Material zu lesen ist.Zur Ausstellungseröffnung wurde Robert Temel von den beiden Künstlern eingeladen, einen Kurzvortrag zum Thema ›Dachbodenausbauten in Wien‹ zu halten.

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